Findet die bunten Zebras und gebt ihnen Futter
Warum Vielfalt ein Nährboden für Innovation ist

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Bunte Zebras sind in der Lage, zur Lösung vieler komplexer Probleme unserer Zeit beizutragen – wenn man sie ihr volles Potenzial entfalten lässt. Und vor allem, wenn Unternehmen sie finden und fördern. 

Die Mehrzahl der deutschen Unternehmen stehen derzeit unter enormem Innovationsdruck, wenn sie international mithalten und zukünftig relevant bleiben wollen. Darüber hinaus schwächelt vielerorts die Unternehmenskultur, die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden leidet unter den Folgen der Pandemie und es wird zunehmend schwieriger, kompetente Mitarbeitende zu finden und für das Unternehmen zu begeistern.

Ich bin überzeugt: Wir können der Komplexität des digitalen Wandels nicht mehr mit Schema F und linearem Denken gerecht werden. Es braucht neue Fähigkeiten, andere Denkweisen, um innovativ und damit für Arbeitnehmer:innen attraktiv zu bleiben.

Eine nachweislich entscheidende Rolle für Innovation und Entwicklung in Unternehmen kann Vielfalt spielen. Doch was genau meint Vielfalt und wie kann sie dazu beitragen, Innovation in Unternehmen zu kreieren. Lässt sich die Antwort auf die komplexen Fragen unsere Zeit womöglich im rätselhaften bunten Zebra finden?

“Wir brauchen Leute, die Computer nicht nur bedienen, sondern steuern können, die der Komplexität dieser Aufgabe gerecht werden. Leute, die vernetzte Projekte in verteilten Teams managen, Meetings produktiv machen, die führen, forschen, coachen und andere begeistern können. Wir brauchen Kreativität, Humor, Initiative und Gemeinschaftssinn.” Gunter Dueck

Sind diese gesuchten Leute vielleicht die bunten Zebras? Was genau ein buntes Zebra ist und warum lohnt es sich, dieses für dein Unternehmen gezielt zu gewinnen und zu fördern bzw. was es mit Vielfalt zu tun hat, das erörtere ich in diesem Artikel.

Diesen Artikel habe ich für Menschen in Führungspositionen und  Personalentwickler:innen geschrieben, die sich nicht mit dem Status Quo zufriedengeben wollen und auf der Suche nach “Innovationsfutter” sind. Neugierige Personen und Visionär:innen, die gerne dazu lernen und recherchieren, wie sie ihren Vorgesetzten einen ersten Einblick in die Vorteile von Diversität geben können. Oder sich selbst im bunten Zebra wiedererkennen. Wenn du jetzt weiterliest, habe ich wohl die richtige Person gefunden.

Definition von Vielfalt: Fülle und Mannigfaltigkeit

Wir leben in einer Welt, in der die Vielfalt von Lebensformen stetig zunimmt. Laut dem Duden bedeutet Vielfalt: die Fülle von verschiedenen Arten, Formen o. Ä., in denen etwas Bestimmtes vorhanden ist, vorkommt, sich manifestiert; große Mannigfaltigkeit. Fülle klingt doch schon mal ziemlich genüsslich, oder?

Vielfalt ist vielfältig

Vielfalt, Fülle und Mannigfaltigkeit kann auf allen drei Ebenen, auf denen ich als systemische d-Coach agiere, stattfinden – die natürlich alle miteinander zu tun haben und sich unbedingt im Austausch zum Beispiel in Form von Expert Groups und Communities befinden sollten.

Vernetzung

Zum einen gibt es Vielfalt auf Organisationsebene, zwischen Teams, wie unterschiedliche Expertisen, Fachrichtungen, Wissen, technisches Know-How, aber auch unter den Führungspersonen in der Organisation. Je heterogener, selbstgesteuerter und je besser sie vernetzt sind, desto emergenter der geschaffene Wert für die Kund:Innen. Emergenz bedeutet hier das Entstehen neuer Eigenschaften, Prozesse oder Zustände aus dem Zusammenwirken einzelner Elemente (z.B. Personen) in einem komplexen System. Sprich, das Innovationspotenzial hängt viel mit der Fähigkeit, emergente Strukturen zu entwickeln bzw. zuzulassen und diese wiederum stark mit der Vielfalt, die innerhalb des Systems vorhanden ist, zusammen.

Diversity im Team

Auf der nächsten Ebene gibt es Vielfalt interpersonell, d.h. innerhalb eines Teams. Zum Beispiel verschiedene Identitäten, Kompetenzen, Stärken und Verantwortlichkeiten. Hier wird auch oft von Diversität (engl. Diversity) gesprochen.

Diversity zielt auf die Anerkennung und Wertschätzung aller Menschen unabhängig von ihrer sozialen, ethnischen etc. Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrem Alter, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Religionszugehörigkeit, ihrer soziodemografischen Merkmale (z.B. Elternschaft) oder Weltanschauung, ihrem Lebensalter, ihrer physischen oder psychischen Fähigkeiten oder anderen Merkmalen.

Dabei geht es nicht nur um die Unterschiedlichkeiten von Menschen und ihren Lebensentwürfen, sondern immer auch um die Entdeckung von Gemeinsamkeiten. Menschen können verschiedene ethnische Herkünfte oder Religionen und Weltanschauungen haben, aber im gleichen Alter, lesbisch und Mutter sein oder gleiche körperliche Fähigkeiten und Beeinträchtigungen haben.

Viel-interessierte Persönlichkeiten

Last, but not least ist da die persönliche Ebene. Hier findet Vielfalt intrapersonell, also innerhalb einer Person statt. Viel-interessierte Personen vereinen eine Fülle und Mannigfaltigkeit an Interessen und Talenten in sich. Hier kommt nun endlich der Begriff des bunten Zebras ins Spiel. In einem bunten Zebra finden sich oft in der Buntheit der Themen, sowie in deren Tiefe, ein extrem gutes Gespür für Innovation. Überdies sind sie empathische Brückenbauer und somit für jedes Team ein Gewinn.

Doch wo findet man sie?

Bunte Zebras und wo sie zu finden sind

Wann und von wem genau der Begriff “Buntes Zebra” im Kontext der Persönlichkeitsentwicklung zum ersten Mal verwendet wurde, ist nicht hundertprozentig klar, aber das Buch “Außergewöhnlich normal: Hochbegabt, hochsensitiv, hochsensibel: Wie Sie Ihr Potenzial erkennen und entfalten” von Anne Heintze hat maßgeblich zum Erfolg der innovativen Wortkreation beigetragen. Für sie sind bunte Zebras Personen, die durch ihre hochbegabte und  hochsensible Persönlichkeitsstruktur aus der Herde hervorstechen. Versucht man sie jedoch einzufangen und sie in eine Herde oder schlimmer noch: in eine Herde von Haflingern zu stecken, damit sie lernen, wie sie ein besseres Pferd werden, kann das mächtig nach hinten losgehen, so Heintze.

bunte_zebras_in_teamsDas gute Gespür für Innovationen scheint also etwas mit feinen Sinnen und dem Phänomen der Hochsensibilität zu tun zu haben, das ich hier kurz näher beschreiben möchte.

Mitte der 90er Jahre wurde das Phänomen der Hochsensibilität von der nordamerikanischem Psychologin Dr. Elaine Aron wissenschaftlich erforscht und intensiv dokumentiert. Hochsensibilität ist in der Alltagssprache ein Charaktermerkmal und wird in der Wissenschaft als eine Eigenschaft beziehungsweise ein Merkmal der Persönlichkeit oder Temperament bezeichnet.

Hochsensible Menschen nehmen mehr, der uns alle umgebenden Reize wahr. Sie verarbeiten Informationen tiefer und differenzierter als ihre weniger sensiblen Mitmenschen. Sie erleben darüber hinaus einen längeren Nachhall aller Erfahrungen. Damit ist ihr gesamtes System in seinem Grundzustand stets “beschäftigt” oder erregt, bevor es die übliche Alltagsbelastung sowie der Anpassungsdruck an ihre Umwelt, noch zusätzlich in Anspruch nehmen. Allerdings liegt der Fokus in der wissenschaftlichen Literatur meist auf den negativen Aspekten der Hochsensibilität. Dr. Aron ist sich jedoch sicher, dass dieses doch recht verbreitete Merkmal auch adaptive Vorteile mit sich bringen muss, weil es sonst durch die natürliche Selektion in der Population verloren gegangen wäre (Aron 2014).

Typische Eigenschaften eines hochsensiblen Menschen sind unter anderem eine vielschichtige Fantasie, Perfektionismus, Kreativität, Harmoniebedürfnis und gutes Einfühlungsvermögen. 

Wenn wir das nun auf das bunte Zebra übertragen, dann wird schnell klar, dass es ein großer Gewinn sein kann, aber auch einige Schwierigkeiten mit sich bringen kann, ein buntes Zebra zu sein. Und auch, weshalb sich einige sehr stark anpassen müssen oder erst gar nicht in ein so komplexes System wie ein Unternehmen gehen, sondern die Selbstständigkeit präferieren. Doch dazu gleich mehr.

Unter welchen Begriffen bunte Zebras sich tarnen

In der Regel sind bunte Zebras Menschen, die in keine gängige Berufsbezeichnung passen oder sich bisher extrem gut tarnen bzw. anpassen konnten. Begriffe, hinter denen sich bunte Zebras verstecken könnten, sind:

  • Scanner
  • Neo-Generalisten
  • Viel-Begabte
  • Multitalente
  • Vorausdenkende (früher auch Querdenker)
  • Visionäre

Anne Heintze, Expertin für Hochbegabung, ist überzeugt: “Es sind (…) Universalisten, die wenig geradlinige Lebensläufe haben und sich dem Mainstream verschließen. Leonardo da Vinci, Aristoteles und Hildegard von Bingen sind alte Vertreter dieser Spezies, aber auch so namhafte Persönlichkeiten wie Clint Eastwood, Richard Branson, Steve Jobs, Barbra Streisand, Peter Ustinov und Selcuk Cara sind viel begabte Multitalente, die auch abseits ihrer weltweit geschätzten „Hauptarbeit“ als erfolgreiche Allrounder gelten.”

Weil hochsensible Menschen oft eine ausgeprägte Fantasie und Kreativität haben, zieht es viele von ihnen in die Kunst und in kreative Berufe.

Tatsächlich wurden schon manche bekannte Vorausdenkende, wie Leonardo da Vinci, von ihren Zeitgenoss:innen für verrückt gehalten. Auch da Vinci war mehr als ein hochbegabter Maler: Er war Naturforscher, Architekt, Ingenieur, Astronom, Erfinder und Visionär. Oft wird die Genialität der Menschen erst im Nachhinein honoriert, genauso wie innovative Ideen.

„Im Nachhinein ist jede gute Idee logisch, aber um dorthin zu gelangen, muss man die Denkrichtung ändern.“ Edward de Bono

Deshalb sind bunte Zebras, die ihr Potenzial nutzen, auch nicht nur Visionäre, sondern auch nicht-linear-Denker. Sie können gut Muster und Zusammenhänge erfassen und Komplexität erlebbar machen bzw. einfach gut visualisieren.

Alle Jobs, die unkonventionelles Vorgehen, neue Denkansätze, Visionen und das Brechen mit Traditionen erfordern, sind kreative Tätigkeiten. Hochsensible können sich  überdies sehr gut auf ihre Kund:innen einstellen: Sie haben ein feines Gespür für Zwischenmenschliches und können sich gut in ihr Gegenüber hineinversetzen. Sie hören aufmerksam zu und können mitunter besser einschätzen, was zu den Bedürfnissen der Kund:innen passt. Darin liegt ein großes Potenzial, das von immer mehr HR-Abteilungen erkannt wird.

„Wenn du immer nur versuchst, normal zu sein, wirst du nie erfahren, wie unglaublich toll du sein kannst.“ (Maya Angelou)

Viele von ihnen sind Leader, die für andere neues Terrain erkunden, die auch bereit sind, Umwege zu gehen. Nicht aufgeben und dabei riskieren, sich auch mal die Knochen zu brechen, fest in dem Glauben, dass sie wieder zusammenwachsen oder mehr noch: stärker nachwachsen. Das Prinzip dahinter nennt Nassim Nicholas Taleb: Antifragilität. Wenn du nach Umwegen suchst, und du kein Problem mit Störungen hast, weil ihr Resultat immer willkommen ist, dann bis du antifragil.” so Taleb.

Weder Steve Jobs, noch Leonardo da Vinci wären so weit gekommen, wenn sie sich durch andere Personen von ihrem Weg hätten abbringen lassen bzw. nicht wieder aufgestanden wären, wenn sie in eine Sackgasse geraten wären oder ihnen jemand ein Bein gestellt hätte.

Dafür ist es wichtig Synergien zu nutzen und Technik, die es noch nicht gibt, aber die sich jeder wünscht, im Zweifel selbst zu entwickeln. Antifragilität und andere dem bunten Zebra zugeschriebenen Fähigkeiten, sind Ressourcen, die sehr nützlich in Bezug auf Innovationen sind.

Genauso war es auch, als ich noch in meiner Rolle als IT-Beraterin und getarntes buntes Zebra, mit meinem Team in Hamburg ein eTicketing-System entwickelte. Wir wussten nicht, wie das funktionieren sollte, weil es kaum Blaupausen gab. Es gab keine Garantie auf Erfolg. Wir wussten nicht, ob es angenommen werden würde, doch das waren wir bereit, zu explorieren. Um wirkliche Innovation zu erreichen, brauchte es kreative Geister, mit ausgeprägter Vorstellungskraft, die imstande waren, das bisher noch nicht Dagewesene zu visualisieren. Und ein diverses Team, das genug unterschiedliche Skills hatte, um es anzugehen, sowie einen guten Informationsaustausch auf Organisationsebene. Jetzt ist das, was wir damals erträumt haben, gelebter Standard.

Wo findet man bunte Zebras?

Zunächst lohnt sich ein Blick in das eigene Unternehmen. Ich bin überzeugt, dass es mehr von ihnen gibt, als sich zeigen. Getarnte Zebras verhalten sich in der “Herde” zu Beginn oft sehr anpassungsfähig und viele zeichnen sich durch eine schnelle Auffassungsgabe aus. Wenn eine Person im Team, die eigentlich sehr produktiv ist, weniger liefert, zunehmend Fehler macht, sich häufiger krank meldet und insgesamt zurückhaltend bis resigniert wirkt, könnte es sich als Führungsperson lohnen, genauer hinzuschauen. Das gilt natürlich für alle: Denn ist ein Teil des Teams nicht einsatzfähig, so kann es die Arbeitsfähigkeit des gesamten Teams schwächen.

Laut Elaine Aron, befinden sich schätzungsweise 15 bis 20 % bunte Zebras unter uns. Gut möglich also, dass die oben beschriebene Person ein buntes Zebra an der kurzen Leine ist. Denn sobald sie unterhalb ihres Potenzials z.B. in sehr monotonen Tätigkeiten oder oberhalb ihrer Reiztoleranz, d.h. umgeben von sehr stressigen Bedingungen arbeiten müssen, sinkt nicht nur ihre Produktivität, sondern können diese auch ernsthaft krank werden. Womit wir auch schon beim nächsten wichtigen Punkt im Umgang mit bunten Zebras wären.

Der richtige Umgang mit bunten Zebras

Welches Umfeld könnte für die bunten Menschen geeignet sein, damit sie ihr Potenzial entfalten können? Wenn eine Person ausgemacht ist, geht es darum, ihren Arbeitsplatz so zu gestalten, dass sie sich wohl fühlt, nichts stört und sie sich frei und flexibel entfalten kann.

“Potenziale zu entfalten heißt nichts weniger, als gemeinsam über sich hinauszuwachsen.” Gerald Hüther

Nur wenige bunte Zebras haben einen Arbeitgeber, der ihr Bunt-Sein fördert. Nur wenige Unternehmen sind so klug, dass sie ihren besonderen Mitarbeitenden die Gewissheit schenken, dass sie mit ihren Talenten und ihren Ideen anerkannt, und wertgeschätzt werden, damit sie ihr volles Potenzial entfalten können.

Auch Weiterbildungswünsche gehören zum “Futter” bunter Zebras.  Flache Hierarchien, Agilität, Selbstorganisation, also Vertrauen und Kommunikation auf Augenhöhe sind Dinge, die hochsensible Menschen aufblühen lassen.

Wobei die genannten Rahmenbedingungen natürlich für fast jede:n Mitarbeitenden wichtig sind und damit einen fruchtbaren Boden für Innovation und eine gesunde Unternehmenskultur darstellen. Im Kern trifft es das, was seit ein paar Jahren unter dem New-Work-Ansatz besprochen wird.

“Nur wenn alle Mitarbeiter ihre Talente entfalten können, entstehen vielfältige neue Ideen und damit nachhaltiger Erfolg.” Milagros Caiña-Andree, Vorstandsmitglied BMW Group

Team-Übung

Eine einfache und dennoch sehr hilfreiche Übung für dich als Führungsperson, um gemeinsam das “Bunt-sein” zu feiern und wertvolle, verborgene Talente und Fähigkeiten zu entdecken, ist das gemeinsame Visualisieren und Reflektieren am Whiteboard z. B.: in einer Retrospektive.

Die Fragestellung dazu kann sein: Was hast du in den letzten vier Wochen Neues ausprobiert und was hast du dabei über dich gelernt?

buntes_zebra_teamUnd ja, das geht übrigens nicht nur live im Meetingraum, sondern auch remote im Online-Setting. Mein Tool-Tipp für dich: MS Whiteboard, Miro oder Mural.

Sogenannte Retrospektiven sind, regelmäßig veranstaltet, ein Schlüssel für gemeinsames Lernen in der Organisation. Dabei empfiehlt es sich externe Facilitatoren mit einzubeziehen, damit das Team sich auf sich selbst konzentrieren kann.

Wo treiben sich bunte Zebras noch herum?

Wie schon angedeutet, sind bunte Zebras sehr freiheitsliebend und viele treibt es aufgrund schlechter Erfahrungen in der Festanstellung haupt- oder nebenberuflich in die Selbstständigkeit. Hier finden Sie optimale Bedingungen, um sich frei zu entfalten. Für immer verlorenes Potenzial? Nein, denn es lohnt sich einen Blick in Freelancer Portale zu werfen. Viele Zebras sind umtriebig und durchaus bereit, ihre Fähigkeiten im Rahmen einer zeitweisen Beratung oder Begleitung für Unternehmen beizusteuern. Hier eine Auswahl von Plattformen und Portalen, auf denen sie sich tummeln könnten:

Fündig können Personaler:innen auch in sozialen oder beruflichen Netzwerken werden. Dazu gehören die Klassiker Xing und natürlich der Global Player LinkedIn. Es gibt aber auch hier Entwicklung und Innovation, die den sich ändernden individuellen Bedürfnissen der Berufswelt gerecht werden.

Viel anders: Polywork, das perfekte Netzwerk für bunte Zebras

Ein neuer Stern am Netzwerk-Himmel ist das soziale Netzwerk Polywork, das insbesondere für die Technologie-Branche sehr interessante Ansätze bietet. Denn Polywork rückt Projekte anstatt Titel und Stationen in den Fokus. Laut dem Gründer Peter Johnston glaubt, dass die Abbildung in sich geschlossener und stringenter Lebensläufe heute nicht mehr der Arbeitsrealität vieler vor allem junger Menschen entspricht. Zum einen wechseln sie öfter. Zum anderen spiegelt diese Darstellung nicht wider, dass sie in mehreren Rollen und Positionen, nicht selten auch in anderen Organisationen, gleichzeitig arbeiten. Aus dieser Überzeugung hat er sein eigenes Karrierenetzwerk geschaffen, das bereits im Namen deutlich macht, worum es geht: „Poly“ kommt aus dem Griechischen und steht für „viel“, „mehr“ und „verschieden“. Eine perfekte Umgebung also für bunte Zebras. Denn bunte Zebras und Multitalente sind die, die in keine Schublade passen und oft durchs Raster fallen, weil ihr Lebenslauf nicht linear und eindeutig, sondern  “bunt”, “vielfältig” und voller Umwegen ist.

Diversität und Kommunikation: bunte Zebras können helfen

Darüber hinaus sind Unternehmen, die vor der Herausforderung von Fachkräftemangel und Innovationsdruck stehen, gut beraten, das Thema Vielfalt nicht nur intern, sondern auch extern weit oben auf ihre Agenda und damit auch mit in ihre Kommunikation aufzunehmen. Dafür ist auf jeden Fall ein Hinspüren nötig. Eine Rolle spielen dabei neben New-Work-Aspekten, eben auch Diversity und Employer Branding.

Auch hier können bunte Zebras helfen, sich in die Bedürfnisse der Bewerber:innen zu versetzen, um diese auch emotional anzusprechen.

Wie ein spielerischer Umgang mit Diversität in der externen Kommunikation aussehen  kann,  zeigt  zum  Beispiel einer meiner Auftraggeber aus meiner österreichischen Heimat. Die Headline der Initiative #zusammenhalten lautet:

“Was braucht man, um mit den Wiener Linien unterwegs sein zu können? Lediglich einen Fahrschein und Respekt. Bei uns hat Diskriminierung nämlich keinen Platz.” Auf dem passenden Bild dazu sieht man mehrere Hände in verschiedenen Hautfarben und von unterschiedlichen Altersgruppen, die sich an Haltegriffen festhalten.

Die Wiener Linien dulden keine Diskriminierung, keinen Rassismus und keine Homophobie, rund 8.700 Mitarbeiter:Innen der Wiener Linien stammen aus 36 Nationen. Diversität schreiben sie sich als Stärke auf die Fahne und beteiligen sich damit an dem Commitment für mehr Vielfalt und Chancengleichheit der Stadt Wien.

“Wir sind davon überzeugt, dass die Wiener Wirtschaft davon profitiert, wenn Unternehmerinnen und Unternehmer ihre vielfältigen Lebenserfahrungen und –hintergründe nutzen, um innovative Ideen zu entwickeln und auch erfolgreich umzusetzen.” Eva Czernohorszky, Gender- und Diversitätsbeauftragte der Wirtschaftsagentur Wien

Vielfalt wird also auch hier als Potenzial für innovative Ideen erkannt und bewusst eingesetzt.

Wecke das bunte Zebra in dir

Wenn du bis hierhin gelesen hast, bist du dir bereits im Klaren darüber, ob du selbst ein buntes Zebra bist oder du dir eben bunte Zebras ins Team holen möchtest. Wenn du dich selbst nicht als hochsensibel einordnen würdest, gibt es dennoch ein paar Dinge, die du tun kannst, um dein volles Potenzial zu entfalten. Orientieren kannst du dich dabei vor allem an Aspekten von New Work und anderen Strömungen, die mit gewohnten Abläufen brechen und unkonventionelles Denken fördern.

Finde die bunten Zebras, und lass sie frei

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass es dringend neue Fähigkeiten und unkonventionelle Ansätze braucht, um wirklich innovativ und damit auch zukünftig für Arbeitnehmer:innen attraktiv zu bleiben. Vor allem die neuen Generationen sehnen sich nach Vielfalt, Abwechslung und anderen Aspekten, die im New Work Trend  im Fokus stehen. Wie sich herausgestellt hat, kann Diversität ein starker Treiber für Innovation sein. Dem zugrunde liegt die Anerkennung und Wertschätzung von Unterschiedlichkeit und Individualität.

Doch Vielfalt ist nicht nur auf Organisations- und Teamebene für Innovation und Potenzialentfaltung entscheidend, sondern auch intrapersonell.

Hier habe ich das bunte Zebra ins Spiel gebracht. Bunte Zebras sind oftmals unentdeckte Multitalente, die, wenn sie in einem Umfeld arbeiten, in dem sie sich wohlfühlen, erst ihr richtiges Potenzial entfalten können und somit zum echten Innovationsgestalter werden.

Bunte Zebras bieten sehr viele Voraussetzungen, die Unternehmen für die Lösung komplexer Probleme dringend benötigen. Weil sie den Weitblick haben, Dinge wahrnehmen, die anderen verborgen bleiben, Komplexes durchblicken und sich gut in geänderte Anforderungen oder Bedürfnisse, z.B. von Kund:innen, hineinfühlen können. Weil sie, wenn sie sich frei bewegen können und in einem Umfeld sind, das ihnen ermöglicht ihr Potenzial zu entfalten, ein Gewinn für jedes Team sind.

Wenn du allerdings versuchst, ein buntes Zebra zu zähmen oder es in eine Schublade beziehungsweise in eine Herde zu stecken, wird es nicht nur krank, du verpasst auch noch die Chance, dessen Potenzial zum Erreichen der Unternehmensvision zu nutzen. Denn was im Allgemeinen für junge Arbeitnehmer:innen gilt, gilt insbesondere für bunte Zebras: schafft man ihnen nicht ein gesundes Umfeld und ein wertschätzendes Arbeitsklima, in dem sie sich frei entfalten und bewegen können, ziehen sie weiter oder werden krank. Das wäre doch bunte Zebras vor die Säue werfen, oder?